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Immobilienfotografie

Stürzende Linien und Foto-Horizont begradigen

Stürzende Linien lassen Bilder unruhig wirken und entsprechen nicht dem, was wir in der Umwelt wahrnehmen. Unser Gehirn ist wunderbar darin, stürzende Linien in der Außenwelt zu erkennen und in unserem Kopf zu begradigen. Auf Fotos, die diese Eigenschaft nicht haben, fällt es dann umso mehr auf, wenn die vertikalen Linien (zum Beispiel Hauswände und Fenster) nicht gerade sind.

Worauf musst du also achten, wenn du nicht willst, dass deine Immobilien wirken wie Pyramiden?

Entfernung vom Haus

Du willst dein Foto später bearbeiten (lassen), damit es keine stürzenden Linien mehr gibt. Dabei musst du beachten, dass trotz gerader Kanten Untersichten entstehen. Untersichten sind zum Beispiel, wenn du viele Details auf der Unterseite eines Vordaches erkennst.

Quasi das Doppelkinn, wenn du auf deinem Handy aus Versehen die Selfie-Kamera anmachst. Nur eben bei Immobilien. Damit das nicht passiert, musst du so viel Platz wie möglich zwischen dich und dein Motiv bringen.

stürzende Linien original und begradigt
stürzende Linien original und begradigt

Auf diesem Beispielbild erkennst du sehr gut den „Doppelkinn“-Effekt unter der Einfahrt und dem Dach. Die vertikalen Linien sind jetzt zwar gerade, aber das Dach sieht aus, als würde es einen Vogel aufspießen wollen.

stürzende Linien lassen sich mit Abstand zum Motiv gut korrigieren
stürzende Linien lassen sich mit Abstand zum Motiv gut korrigieren

Im zweiten Bild siehst du sehr gut, wie der Abstand zum Motiv hilft, die Linien zu begradigen. Die Untersichten (der Doppelkinn-Effekt) sind stark abgemildert. So ergibt das Bild ein viel harmonischeres Motiv.

Genügend Umgebung fotografieren

Da die Fotos, die sehr stark ausgeprägte stürzende Linien aufweisen, großzügig bearbeitet werden müssen, brauchen wir viel „Futter“ um das eigentliche Motiv herum.

Foto begradigen
Foto begradigen würde hier das Haus anschneiden.

Dieses Beispiel zeigt sehr deutlich, wie wichtig genügend Umgebung auf dem Foto ist. Dabei ist es vor allem wichtig, dass rechts und links unten viel Platz ist. Der Platz oben und unten ist dann besonders wichtig, wenn auch der Horizont schief ist und hier nachgeholfen werden muss.

Dann wird nämlich zuerst der Horizont begradigt, was schon Bildinformationen entfernt.

Horizont begradigen verbraucht Bildfläche
Horizont begradigen verbraucht Bildfläche

Das wird in diesem Beispiel hier oben schon einmal deutlich. Im nächsten Bild siehst du, wieviel Bildinformationen durch das Entfernen der stürzenden Linien noch verloren gehen:

Begradigter Horizont und stürzende Linien entfernt
Begradigter Horizont und stürzende Linien entfernt

Das folgende Fassadenfoto zeigt noch einmal ganz deutlich, wie fatal es ist, wenn du auf dem Foto zu wenig Platz zu den Seiten lässt:

zu wenig Raum für perspektivische Entzerrung
zu wenig Raum für perspektivische Entzerrung

Die Fassade rechts ist leider komplett abgeschnitten. Auch der Abstand zum Motiv war tendenziell zu klein, sodass der Doppelkinn-Effekt bei den Balkonen entsteht.

Beim Betrachten fühlen wir uns, als würde sich das Haus gleich wie ein großer Wal auf uns niederlassen.

Es wirkt erdrückend statt elegant und majestätisch. Und das ist sehr schade, denn wenn wir im realen Leben davor stehen würden, würde unser Kopf diesen erdrückenden Eindruck ausgleichen. Das heißt das Foto zeigt das Haus schlechter als in der Realität und schmälert damit unseren Vermittlungserfolg.

Parallel zu Hauskanten fotografieren

Dann ist da noch das Problem mit dem spitzen Dach, das optisch die Vögel vom Himmel holt. Das vermeidest du am besten, wenn du die Fassaden oder Kanten parallel zur Kamera ausrichtest.

parallel fotografierte Hausfassade mit stürzenden Linien
parallel fotografierte Hausfassade mit stürzenden Linien

Diese Regel gilt sowohl in der Fassaden- als auch in der Immobilienfotografie.

Ohne Linsenkrümmung / Ultraweitwinkel

Linsenkrümmung (aka Bullaugen-Effekt) tritt vor allem dann auf, wenn zu enthusiastische Fotografen das Gefühl haben, zu wenig auf ihre Bilder zu bekommen. Dann erscheint ein Weitwinkel-Objektiv auf den ersten Blick nicht gut genug und ein Ultra-Weitwinkel muss her.

verbogene Linien bei falscher Objektivwahl
verbogene Linien bei falscher Objektivwahl

Das ist aber ein fataler Irrglaube, der zu Fotos führt, die nicht zu retten sind.

Verzerrter Innenraum dank Ultra-Weitwinkellinse
Verzerrter Innenraum dank Ultra-Weitwinkellinse

Wenn du also deine Fotos weitwinklig und dennoch realitätsgetreu haben möchtest, dann ist die Wahl des richtigen Objektives sehr wichtig. Ein sehr qualitatives Weitwinkelobjektiv, das zu deiner Kamera passt, ist für einen Immobilienfotografen ein Muss. Aber übertriebener Ehrgeiz führt zu schlechteren Ergebnissen.

Lass dich vom „Ultra“ im Ultraweitwinkelobjektiv nicht verleiten.

Wie entstehen stürzende Linien?

Normalerweise Fotografieren wir Häuser von unten aus einer Höhe von etwa 1,50 bis 1,80 m, obwohl Häuser gerne mal 15 oder 50 Meter hoch sein können. Dabei entsteht auf Fotos dann die Wirkung, als würde das Haus nach oben hin immer schmaler werden.

Dieser Effekt, bei dem die Linien auf einem Foto eines Hauses geneigt erscheinen, wird als „Stürzende Linien-Effekt“ bezeichnet und wird durch die Verzerrung der Perspektive verursacht. Diese Verzerrung entsteht, wenn man ein Foto aus einer nicht parallelen Perspektive aufnimmt, wie zum Beispiel aus einer leicht unter dem Gebäude befindlichen Position. In diesem Fall erscheinen die vertikalen Linien des Gebäudes nicht mehr gerade, sondern stürzen zu einem bestimmten Punkt im oberen Bereich des Bildes zusammen.

Fluchtpunkt bei stürzenden Linien
Fluchtpunkt bei stürzenden Linien

Dies geschieht, weil die Linien nicht mehr parallel zur Bildebene verlaufen, sondern sich zum Betrachter hin verengen.

Dieser Effekt kann auch bei anderen vertikalen Strukturen beobachtet werden, wenn sie aus einer nicht parallelen Perspektive fotografiert werden. Um ihn zu vermeiden, muss man das Foto aus einer parallelen Perspektive aufnehmen oder eine professionelle Bildretusche vornehmen lassen.

Wie sieht das ganze geometrisch aus?

Die Fassade, die du ablichtest, ist grob gesagt eine „Ebene im Raum“. Die Linse deiner Kamera ist eine weitere Ebene. In diesem Fall die „bildgebende Ebene“.

stürzende Linien geometrisch erklärt
stürzende Linien geometrisch erklärt

Dadurch, dass du die Kamera nach hinten neigst, um das obere Ende des Gebäudes abzulichten, verzerrst du geometrisch gesehen die Ebene.

Zwischen Augpunkt und Hausecke entsteht ein Projektionsstrahl, der die bildgebende Ebene trifft.

Die „Verzerrung“ der bildgebenden Ebene ist hier nur ein geometrisches Mittel, um die Projektionsstrahlen und Kreuzungspunkte zu ermitteln. Das wahre Bild auf der bildgebenden Ebene siehst du oben auf der rechten Zeichnung. Und hier wird jetzt deutlich, warum das Haus nach oben immer schmaler aussieht.

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